21.12.22

Wie ein Regen ohne Tropfen



 
 
 
 
 
 
 
 
 Wie ein Regen ohne Tropfen

käme ich mir vor. Oder
eine Wüste ohne Sand,
ein Orkan ohne Auge.
ein Berg ohne Gipfel.

Wie ein uferloser Fluss,
eine blütenmüde Blume
oder eine schweigende
Nachtigall im Sommer.

Wenn du gingest. Jetzt,
da es noch grünt in uns.
 
Mitten im Herbst treibt
rauer Frost uns um.

 

30.5.22

Entrinnen

 

Entrinnen


Ich flüchte mich

ins Raunen des Windes 
im dichtbelaubte Ahorn
 
in das Wispern und Zischeln 
seiner sommergrünen Blätter
 
inmitten der Dunkelheit
auf dass es die Schreie übertöne
 
aus der mir unbekannten Ferne
und deren Echo in meinen Träumen
 
und Stille geboren werde
 nur durchdrungen von lauten

Nachtigallenrufen

29.7.20

Hinterm Dorf













Hinterm Dorf

Kornfelder. In der Ferne wie ein Saum
rahmt Laubwald sie und eine Straße weist
landeinwärts. Beide überragend kreist
ein Windrad. Rauschen füllt den weiten Raum.

Vom Dorf her nahen dichte Vogeltrauben.
Im Erntetaumel schwingen sie nach oben
und gleiten wieder abwärts. Furchen stauben
urplötzlich und versanden winddurchwoben.

Der Schwarm stiebt auf, verblasst und Wolkenscharen
versammeln eilig sich an seiner Stelle
als grauer Bausch, zum Bersten aufgeschwollen.

Von einer Böe wird Gras am Rand durchfahren,
zugleich verschwindet auch die Helle.
Dann regnet es. Gewitterdonner grollen.



3.7.20

Juniweg











Juniweg

Noch ist das Jahr
nicht übern Berg.
Ächzt und faucht
übers Tagesgeröll.

Selbst die Träume
stöhnen des Nachts
wenn der Abstieg naht,
grau geschottert.

Doch talwärts hin,
zum Sommermohn,
vibriert das Licht.
Monetgefärbt.


Inspiriert von Monets „Mohnfeld bei Argenteuil“


9.12.19

Analogon











Analogon

Sag, können Schmetterlinge 
ohne Flügel fliegen,
sich kalte Eisen 
ohne heiße Feuer biegen
und Ringe blauwärts strahlen
ohne den Saphir?

Er gehört zu ihr

wie Dünensand, an dem das
Meer ermüdet strandet
und Schilf, das wispernd 
einen Abendsee umrandet
gleich Schiffen nach der Reise,
festgemacht am Pier.

Er gehört zu ihr.

Wie sollten Bücher ohne
ihre Seiten leben?
Wie kann man Stoffe
ohne bunte Garne weben?
Erst wenn sich Tasten senken,
ertönt uns das Klavier.

25.11.19

Novembernächte. Herbstes Tage.

















Novembernächte. Herbstes Tage.

Mitte Sechzig.
 
Bleibt mir noch genügend Zeit
mit dem, den ich mir neu erliebe?
Für ein wenig forsche Weltaufmüpfigkeit,
von der ich gerne öfter schriebe?
(Und es dennoch meide, da mir Kühnheit fehlt 
dafür, trotz aller Lebensstürze.)
 
Immer wieder Grübelspuren.
Unrast schwelt in mir.
Es scheint, das Jahr verkürze sich im Alter,
hastet zwischen Kür und Pflicht.
Zu selten gibt es Mußestunden.
Meine Tage schwingen nicht im Gleichgewicht,
als ob sie selbst sich überrunden müssten,
ungezähmten Fohlen ähnelnd, wild.
Und ich pulsiere gleicherweise.
 
Doch am Abend, wenn das Dunkel
um mich steigt, pausiert das Rennen.
Meine Reise durch die Stunden neigt sich
warm und windgeschützt im Arm des Einen,
der die Gleise enden lässt und der nicht fragt,
ob es ihm nützt. Der möchte, dass ich Stille wage. 


Novembernächte. Herbstes Tage.

.

12.11.19

Drei Haikus











Über den Bäumen
zinnoberrote Himmel
Herbstfeuer leuchten 












Launenhafter Wind
jagt durch Oktoberbäume
Pfützen erzittern 



Frühnebelschwaden
über Wiesen und Teichen
Ein Graureiher klagt 

30.6.19

Früher Junitag


Früher Junitag

Lavendelduft und der von Gras am Morgen. 

Ein ersten Ton steigt taubenblau.
Die Amseln singen noch verborgen.
Der Tag labt sich am kühlen Tau,
Bevor er später Schwüle senkt.

Ein Lufthauch streicht durch Kieferkronen.
Samtweich. Und Farben, weit geschwenkt,
tränken den Himmel. Sie entthronen
Pastell am Horizont die Nacht -
Ein Aquarell aus Licht gemacht. 


4.12.17

Oderbruchmorgen











Oderbruchmorgen 

Zunächst nichts als Stille

Dichte Nebel umhüllen
das längst karge Maisfeld
und die Wege entlang
der farbmüden Weiden
von denen das Laub fällt
ohne einen Windhauch
unhörbar Blatt für Blatt

Doch dann 

trompetet von irgendwo
im dunstigen Grau
ein Herbstvogelzug
südsüchtig seinen Abschied
Den Kopf zurückgelegt
lehnen wir uns an sein Echo
mit unserem Fernweh

füllt Nahsein den leeren Raum


2.11.17

Der neue Gedichtband ist da!


 

Liebe Freunde dieses Blogs,

der neue Gedichtband riecht noch nach Druckerschwärze. 
Ihr glaubt es nicht? 
So schnuppert selbst!
Im Treibgut-Verlag selbst, bei //http://bücherfairkaufen.de/
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Über ein Feedback würde ich mich ehrlichen Herzens freuen.

Seid voller Fröhlichkeit gegrüßt von Elke aus Berlin

8.10.17

Oktoberböe













Oktoberböe

Launenhafter Wind

Seit dem Morgen 
tränkt er die Luft 
mit ankerndem Regen

Presst ihn an die 
Fenster mit Wucht 
und haltlosem Falllaub 
dessen Röte
wie Kupfer strahlt
bevor es ermattet 
auf den Boden 
sinkt und verblasst 
im Schatten des Mondlichts

Sturm und Wolken 
schleißen die Nacht 
bis tiefblaue Stille 

fällt

in mein Gedicht

.

28.9.17

Unbestimmte Sehnsucht














Unbestimmte Sehnsucht
 
Während der Wind weht

im späten September
ziehen erste Kraniche
südwärts über das Haus
wie Noten auf einem Blatt
von c nach c
und wieder zurück

Nachsommerklänge
hauchen dem Tag
ihren Atem ein
und Flügel gesponnen
aus Altweiberwiesengarn
tragen mich durch letztes Lau

wer weiß wohin 


16.9.17

Zeitenmesser













Zeitenmesser

Gedimmte Himmel

Der Morgen unter ihnen 
duftet feucht nach Erde 
und rostfarbenem Laub

Unmissverständlich
knüpft sich das Jahr
den Herbst ins Haar 
derweil der Kalender
den Sommer auszählt

Noch rufen die Kraniche 
nicht denke ich und 
schneide erleichtert

die letzte Dahlie

.

30.8.17

Ungeduld



Grafik: Internet











Ungeduld

Bin voller Unrast dieser Tage 
verworren, fiebrig, ohne Halt.
Es martert mich. Wie eine Plage 
durchdringen Bilder jeden Spalt
der Sinne mir und sie verzahnen 
Gedanken heimlich mit dem Duft
von Worten. Ungebändigt bahnen 
sich diese ihren Weg zur Luft
noch ohne Gleichmaß. Wildes Treiben, 
fast überstürzt. Bis sie mir dort
begegnen, wo ich ihrer harre. Schreiben. 
Erlöst! Ich bin am Ruheort.