8.12.15

Modrige Tage










Modrige Tage

Der Schoß ist fruchtbar
immer noch und immer wieder,
aus dem es kroch und kriecht.
Aus dem es mir zuwider
nach Fäulnis und Verwesung riecht.

Zu schrill die Töne,
unerträglich die Tiraden,
von Hass erfüllt. Es ist
die Zeit uns schwer beladen.
Verbittert, hemmungslos im Zwist.

Laut dröhnt der Kriegsgeist,
grölt und zündelt unverhohlen,
die Stimme kreischt vor Wut.
Ein Dämon, dieses Johlen!
Nachts wird mir schwer ums Herz zumut.

Das Jahr klingt friedlos
aus in Worten und in Taten,
entblößt sein Angesicht
uns, die wir es bejahten
mit Hoffnung und mit Zuversicht.

Doch steigt ein Stern, weicht
Unbehagen dem Erkennen:
Es braucht das Widerwort,
das deutliche Benennen -
Die Welt lebt nur im Frieden fort.


3.12.15

Vorwinterlied


Vorwinterlied

Es endet der November, 

heut fiel der erste Schnee, 
trägt uns in den Dezember
und Frostwind auf den See.

Noch strahlt das Rot der Beeren
am Baume vor dem Haus,
bevor es Raben leeren -
des Jahres letzter Schmaus
für sie. Doch für mich blühen
die Mistelzweige auf.

Erkalten und Erglühen
im Lebenswechsellauf
um den wir sicher wissen
in seinem Hin und Her,
als Eins und doch zerrissen,
mal leicht, dann tränenschwer.

Es endet der November,
heut fiel der erste Schnee,
trägt uns in den Dezember,
durch den ich liebend geh.


14.11.15

Vorahnung

 
Vorahnung

Jetzt im November
lärmt grimmig der Wind
zwischen den Ästen,
die laublos gestreckt
gegen den Himmel
sich zweigen.
Fast blind sind alle Scheiben,
von Regen bedeckt.

Schlafarme Nächte.

Mit Wehmut gefüllt,
da uns das Herbstlied
als Schmerzgesang tönt.
Schon ist von Abschied
der Atem umhüllt,
hinter den Wolken
der Mond ächzt und stöhnt.

Schwankende Tage.
Es nistet die Zeit
unter den Flügeln
der Gänse und flieht
mit ihren Rufen.
Das Leben entzweit
langsam, will bleiben.
Doch weiß, dass es zieht.

5.10.15

Es stehen die Bäume rotgetönt

Vor unserem Haus





 





Es stehen die Bäume rotgetönt

Es stehen die Bäume rotgetönt.
Sie scheinen der Sonne Glut geweiht,
die abends den Sommertag gekrönt.

Oktober.

Er atmet Endlichkeit,
um die wir wohl wissen. 
Doch: Wie reich beschenkt er uns,
lodert auf im Licht.
Ist trunken vom Farbenrausch.
(Zugleich steigt Ahnung von Abschied ins Gesicht.)
Die Rosen entfachen vor dem Haus
ihr wärmendes Feuer.

Welkes Jahr.

Wir lesen ihm seine Tage aus
und ernten,
was für uns wertvoll war.

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