25.4.13

Weimarer Stille

Foto: A. Meisel, Häftlingsmarsch 1939










Weimarer Stille

Überkronte Fensterbögen -
darunter leuchten
offene Himmel.Wie damals.

Auf den Pflastern stolpern Schritte.
Gestreifte. Holzbeschuht.
Hunde bellen den Rhythmus
müder Füße. Bach und Cranach
verstummen. Sein Altar
zeigt kein Leiden nach Christi.
Goethes Nachtlied will nicht klingen:
Dem doppelt elend ist
wird Erquickung verweigert.

Eingebranntes in die Arme
kann man nicht sehen, wenn
Blicke zum Gotteshaus wandern.
Oder abwärts. Nur nicht fragen,
was Jenen zugedacht.
Dem Strauchelnden das Seine.
Augenscheinlich muss das reichen.
Dank alter Schriften gilt:
Schweigen ist gülden.

Überkronte Fensterbögen -
darunter leuchten
offene Himmel. Auch heute.